Hans Schweizer, Nomaden 1992

 

Das Bild „Nomaden“ von Hans Schweizer entstand 1992. Hans Schweizer ist 1942 in Herisau geboren. Er arbeitet als Künstler und sein Schaffen weist einen breitgefächerten Tätigkeitsbereich auf. Er hat sich als Maler, Grafiker, Zeichner und Holzbildhauer einen Namen gemacht.

Als ich einen flüchtigen Blick auf das Bild warf, wirken die einzelnen schwarzen und weissen fleckenartigen Stellen wie ein gleichmässiges Muster. Vielleicht genau wegen dieser vermeintlichen Gleichmässigkeit wurde ich auf Hans Schweizers Bild aufmerksam. Sie erkennen sicher auch im nächsten Moment, dass keine Ordnung, sondern eher Chaos herrscht. Wurde auch so Ihre Neugier geweckt?

Kompositorische Eigenschaften zu entdecken fällt zuerst schwer. Jedoch erkennen Sie bestimmt die horizontalen Linien, die der Arbeit ihr Muster gibt. Diese Linien sind schwerer und markanter als die Vertikalen. Da die Formen ineinander passen und sich gegenseitig ergänzen, verliert der Eindruck von Unordnung seine Kraft.

Wo der Schwerpunkt im Bild ist, lässt sich nicht eindeutig bestimmen, jedoch sind die Formen am unteren Rand des Bildes und in der linken oberen Ecke dichter angeordnet. Diese Verdichtung zieht das Auge des Betrachters auf sich.

Das Bild besteht beinahe nur aus Helligkeit und Dunkelheit. Doch das feine Einsetzen von den zwei Farben schafft Lebendigkeit. Ganz offensichtlich herrscht in der ganzen Arbeit ein starker Kontrast, welcher ihr eine gewisse Brutalität verleiht. Die Dunkelheit bildet den Hintergrund, während das Weiss hervorsticht. Der schwarze Zwischenraum sorgt in seiner Schlichtheit dafür, dass die Beziehungen zwischen den Formen erkennbar werden.

Die Verwendung der stark mit Weiss aufgehellten Farben vor der Dunkelheit erschafft Raum und Tiefe. Das dominante Weiss lässt die Figuren räumlich erscheinen und es macht den Eindruck „sonnenbeschienen“ zu sein.

Schweizer vermischte und schichtete die Farben um verschiedene Klänge zu erreichen. So kreierte er auch die Schatten, welche eine räumliche Wirkung erzielen. Vor allem wässrige Farbe hat er benutzt. Vermutlich schuf Schweizer seine Malerei mit Pinsel und Gouachefarben und schichtete die Farbe mit viel Wasser auf festes Papier.

Der Titel selbst verrät schon viel, aber er lässt auch Spielraum um selber Jurten, Tiere und Menschen zu entdecken. Bei näherem Betrachten fallen immer mehr konkrete Formen auf, unten rechts ist beispielsweise ein kräftiger Mann zu erkennen. Mit diesem Bild will uns Schweizer vielleicht genau zeigen, wie wir das Leben der Nomaden sehen. Denn auf den ersten Blick wirkt es für uns chaotisch und unstrukturiert. Nach näherem Betrachten fällt auf, wie die Formen miteinander das Bild gestalten und sich gegenseitig ergänzen. Schlussendlich wird uns klar, wie konkret alles ist und wie abhängig jede Figur von der anderen. Vielleicht wie das Zusammenspiel von Mensch und Natur.

Ausserdem gelingt es ihm der Arbeit Bewegung zu verleihen. Geben Ihnen diese horizontalen Linien nicht auch ein Gefühl der Flüchtigkeit? Dieser interessante Aspekt rundet das Bild ab und wir erkennen Nomaden, die durch die Wüste ziehen.

Falls Sie ein weiteres Bild sehen möchten, welches erst bei genauerem Hinsehen eine Geschichte erzählt, dann betrachten Sie doch Giacomettis Jacke von Fredi Bissegger.

 

 

 

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